Der Aszendent – Schlüssel zu deinem Lebensweg
Du hast vielleicht schon vom Aszendenten gehört – das ist das Sternzeichen, das zum Zeitpunkt deiner Geburt am östlichen Horizont aufging. In beiden Astrologie-Systemen ist der Aszendent sehr wichtig, weil er den Anfang deines Horoskops (Haus 1) festlegt. Allerdings wird seine Bedeutung etwas unterschiedlich interpretiert.
In der westlichen Astrologie kennt man vor allem das Sonnenzeichen („Sternzeichen“) als Selbstausdruck, während der Aszendent beschreibt, wie du auf andere wirkst und wie du dich spontan nach außen zeigst. Viele kennen aus Zeitschriften ihr Sternzeichen (basierend auf der Sonne), aber den Aszendenten muss man erst mit genauer Geburtszeit berechnen. Er wird im modernen westlichen Ansatz oft als „Maske“ oder äußere Persönlichkeit gesehen – also z.B. bist du von innen vielleicht ein gefühlvoller Krebs (Sonne in Krebs), wirkst nach außen aber wie ein feuriger Widder, wenn dein Aszendent Widder ist.
In der vedischen Astrologie steht der Aszendent (auf Sanskrit Lagna genannt) noch zentraler im Fokus. Hier wird der Aszendent als karmischer Startpunkt deiner Lebensreise betrachtet. Er symbolisiert dich selbst in deiner körperlichen Existenz und deinen Lebensweg, also wer du bist und wohin die Reise deiner Seele in diesem Leben gehen soll. Während im Westen häufig die Sonne als Identifikationsfaktor Nr. 1 dient, legt Jyotish großen Wert darauf, welches Zeichen im Osten aufgeht – es zeigt deine grundlegende Lebensausrichtung, Persönlichkeit und dein spirituelles Potenzial. Man sagt, der Aszendent beschreibt deine Dharma-Achse (deine Aufgabe/Pflicht im Leben) und spiegelt gewissermaßen den „Filter“ wider, durch den deine Seele die Welt erlebt.
Um das greifbarer zu machen, ein Beispiel: Angenommen, dein Aszendent ist Schütze in der vedischen Astrologie. Schütze steht im Jyotish für spirituelle Suche, Lehrerenergie und Sinnfindung. Eine vedische Deutung würde das als Hinweis sehen, dass deine Seele in diesem Leben auf Erkenntnis, Weisheit und eine höhere Wahrheit ausgerichtet ist. Die konkreten Lebensthemen, die dich erwarten, würden dann anhand der ganzen Horoskopaufteilung (Häuser) vom Schütze-Startpunkt aus gedeutet. In der westlichen Astrologie wäre ein Schütze-Aszendent eher dahingehend interpretiert, wie du dich gibst – z.B. optimistisch, offen, direkt – während deine eigentliche Lebensaufgabe dort eher aus einer Kombination von Sonne, Mond, Knotenpunkten etc. erschlossen wird. Kurz gesagt: Im Westen neigt man dazu, den Aszendenten mehr auf die Persönlichkeit und Wirkung nach außen zu beziehen, in der vedischen Lehre hingegen ist er der spirituelle Kompass deiner Inkarnation.
Zudem verwendet die vedische Astrologie oft ein anderes Haussystem: Üblich sind Ganzzeichen-Häuser, d.h. jedes Tierkreiszeichen bildet genau ein Haus zu 30° (der Aszendent markiert den Beginn von Zeichen/Haus 1, das nächste Zeichen ist Haus 2 usw.). In der westlichen Astrologie dagegen sind beliebte Haussysteme wie Placidus ungleichmäßig, wodurch nicht jedes Haus 30° misst – dein Aszendent kann mitten in Widder stehen und das Haus geht bis Stier etc. Diese technische Abweichung führt manchmal dazu, dass im vedischen Horoskop andere Planeten in anderen Häusern landen. Für dich als Beginnerin reicht aber die Info: Vedisch = meist jedes Haus ein volles Zeichen, was dem Aszendentenzeichen eine klare Rolle als Startsektor gibt.